Verantwortung übernehmen – trotz innerem Widerstand
Wenn Selbstsabotage Verantwortung blockiert
Immer wieder höre ich im Coaching Sätze wie:
„Die Umstände lassen es einfach nicht zu…“
„Wenn das liebe Geld doch nur nicht wäre…“
„Nur noch ein paar Jahre, dann…“
Was dahinter steckt, ist kein Mangel an Intelligenz oder Wille – sondern oft die Unterschätzung (oder Ablehnung) der eigenen Handlungsmacht. Klienten, die auf den ersten Blick hilflos wirken, erleben sich im Kern oft als ohnmächtig. Und genau dort beginnt unsere gemeinsame Arbeit.
Was steckt hinter der Blockade?
In vielen Fällen geht es um das Vermeiden von Eigenverantwortung. Es ist schlicht menschlich, Gründe im Außen zu suchen – die Partnerin, die Eltern, der Chef, „die Umstände“. Das ist zunächst kein Problem, sondern ein Schutzmechanismus. Doch wenn diese Muster zur Dauerschleife werden, sabotieren sie Veränderung.
Was häufig im Hintergrund wirkt:
Verdeckte Angst: vor Ablehnung, vor Überforderung – oder davor, es doch zu schaffen und sich dann verändern zu müssen.
Externalisierung: „Die anderen sind schuld.“
Selbstsabotage (bzw. innere Ambivalenz): sich klein halten, bevor andere es tun könnten.
Vermeidungsverhalten: lieber gar nicht anfangen als (vermeintlich) scheitern.
Ein Klient formulierte es so:
„Wenn ich Verantwortung übernehme, kann ich auch verlieren. Wenn ich sie abgebe, kann ich immer sagen: Es lag nicht an mir, sondern die Anderen haben es vermasselt.“
Woran du erkennst, dass ein innerer Saboteur mit am Tisch sitzt:
Der Klient spricht viel über andere, wenig über sich selbst.
- Sprache ist passiv: „Man könnte…“, „Es müsste mal jemand…“
- Keine klaren Ziele – stattdessen „Wenn-dann“ & „Aber“-Logik.
- Stillstand wird schöngeredet oder wegargumentiert.
- Widerstand gegen Verantwortung ist spürbar, aber nicht direkt benennbar.
Wie ich damit arbeite – kooperativ!
Ich halte nichts davon, Klienten zu konfrontieren, bevor sie bereit sind. Gleichzeitig ist es essenziell, Verantwortung nicht zu relativieren – sondern sie einzuladen.
Dabei ist mir wichtig zu betonen: Verantwortung übernehmen heißt nicht, Schuld auf sich zu laden – sondern den eigenen Einflussbereich zu erkennen, und sei er noch so klein.
Dort, wo reale Einschränkungen bestehen – durch strukturelle Hürden, psychische Belastung oder systemische Ungleichheit – geht es nicht um Selbstoptimierung, sondern um Selbstfürsorge im Rahmen des Möglichen.
Was es braucht, ist eine klare, empathische Haltung:
- Beziehung vor Methode: Nur in einer tragfähigen Beziehung entsteht die Bereitschaft, sich selbst zu begegnen.
- Systemische Fragen, die bewegen:
„Was liegt in Ihrem Einflussbereich – auch wenn es nur 10 % sind?“
„Wer in Ihnen zweifelt gerade – der Kritiker, der Verletzte, der Mutige?“ - Skalierungsfragen:
„Auf einer Skala von 1 bis 10 – wie handlungsfähig fühlen Sie sich heute?“
Die Antwort muss nicht perfekt sein – sie bringt oft Bewegung ins Denken. - Widerstand würdigen:
„Es ist okay, dass Sie gerade zögern. Vielleicht schützt dieser Teil in Ihnen gerade etwas Wichtiges.“
Verantwortung übernehmen ist ein Prozess
Ein Klient sagte neulich:
„Ich kann nichts ändern, weil mein Chef mich ständig blockiert.“
Ich hätte gegenargumentieren können – doch stattdessen fragte ich:
„Was wäre eine einzige Sache, die Sie heute trotzdem tun könnten – unabhängig davon, was Ihr Chef entscheidet?“
Diese eine Frage hat gereicht, um Handlungsspielraum sichtbar zu machen. Nicht alles ändern – aber etwas. Und dieses etwas war der erste Schritt in Richtung Selbstwirksamkeit.
Ein Beispiel aus meiner Praxis
Verantwortung ist kein Schalter. Es ist eine innere Bewegung – manchmal zäh, manchmal voller Zweifel, manchmal überraschend schnell.
Ich glaube nicht an Veränderung durch Druck. Ich glaube an Veränderung durch Beziehung, durch Klarheit – und durch den Mut, trotz innerem Widerstand den nächsten Schritt zu machen.
Fragen an dich:
Wo in deinem Alltag ertappst du dich beim Abgeben von Verantwortung? Und was wäre heute ein kleiner Schritt, den du gehen könntest – ohne Garantie, aber mit Wirkung?
Wenn du spürst, dass sich in dir etwas bewegen will – aber nicht weißt, wo du anfangen sollst:
👉 Let’s Get Started
Im Coaching schauen wir gemeinsam hin – ehrlich, klar, mit Respekt für deinen Weg.